Sonntag, 4. Dezember 2011

Wahlen in Kairo

Bei der ersten Runde der bis Januar dauernden Parlamentswahl gaben laut der Wahlkommission rund 8 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme in Kairo, Alexandria und weiteren Provinzen ab. Es wurde mit 62% Wahlbeteiligung ein außergewöhnlich hoher Wert erreicht.
Speziell am ersten Tag bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.


Schulen wurden als Wahllokale eingesetzt. Das Militär bewachte die Zugänge. Und auch lange Wartezeiten von zwei bis sieben Stunden konnten die Wähler nicht bremsen. Sherif G. (55): "Meine Tochter ist 18 und stolze Erstwählerin. Das trifft aber auch auf mich zu. Ich bin froh endlich eine Wahl zu haben." Und Habib E. meinte " Ich gehe zum ersten Mal zur Wahl. Das war früher sinnlos. Am Besten kann man das daran nachvollziehen, dass uns auch in den 15 Jahren nach dem Tod meines Vaters Schreiben erreichten, in denen man sich für seine Wahlbeteiligung bedankte."





"Zuletzt waren 90 % Manipulation und 10% reell. Wenn es diesmal umgekehrt ist, bin ich zufrieden" meinte ein Wähler. Es war zu bemerken, bei einzelnenWahllokalen das Verbot der Wahlwerbung in den letzten 24 Stunden vor der Wahl missachtet wurde. Das betraf Parteien aller Couleur. Nach den bisherigen Meldungen aller Medien verliefen die Wahlen aber weitgehend störungsfrei.



Es ist eine absolute Mehrheit der religiös orientierten Parteien zu erwarten. Der gemäßigten Partei der Muslimbruderschaft "Freiheit und Gerechtigkeit" und der radikal islamistischen "Partei des Lichts" der Salafisten werden nach inoffiziellen Angaben jeweils mehr als 30% der Wählerstimmen zugerechnet.
Die von liberalen und linken Parteien gebildete Ägyptische Allianz soll in den meisten Bezirken an der dritten Stelle liegen.

Die Jugendbewegung, die den Tahrir Platz besetzt hält und gegen die Rolle des Militärs protestiert, wird der große Verlierer sein.
Der Protest wird weitergehen, da nach derzeitigem Stand der Präsident erst im Juni 2012 gewählt werden soll und das Militär seine tragende Rolle bis dahin nicht abgeben will. In welchem Umfang das stattfinden wird, wird sich zeigen. An den Wahltagen war der Platz vor der Mugamma zwar immer noch mit Aktivisten gefüllt. Sie waren begehrte Ansprechpartner für die Medien.






Allerdings bei Weitem nicht mehr so stark wie vor den Wahlen.


Wie lange stehen die Zeltlager noch?









Wie lange hält die Unterstützung der Bevölkerung noch für die Aktivisten nach den Wahlen? Wie lange kommen sie noch auf den Platz?






1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für den interessanten Bericht und die beeindruckenden Bilder.
In Berlin verpasst ihr nichts!
LG
M.