Freitag, 8. Februar 2008

Fahrt nach Aqaba

In Damaskus mussten wir feststellen, dass die Zugverbindung nach Amman endgültig abgeschafft wurde. Angekündigt hat sich das schon vor zwei Jahren, als wir mit einem deutschen Studenten, der in Beirut bei einer Stiftung ein Praktikum absolvierte, das Privileg genossen, dass die Lokomotive nur wegen uns startete.

Ein Zug für uns drei allein!

Wir konnten es gar nicht glauben. Erst an der Grenze zu Jordanien trafen wir andere Passagiere. Natürlich war klar, dass dieser Zug wirklich nur mehr für den kleinen Grenzverkehr genutzt wurde, aber die Einfahrt dieses Zuges mitten durch Amman, so nah an Menschen und Märkten dran, dass wir kleine Kinder oder Krautköpfe aus dem Zug hätten rauben können, das werden wir sicher nicht vergessen.

Da die Zugreise nicht möglich war und wir diesmal in Amman keinen Zwischenstopp einlegen wollten, fuhren wir direkt nach Aqaba durch.

Sieben Stunden dauerte die Fahrt, kurz vor der Küste gab es Nebel mit nur 20 m Sicht, aber schließlich ließen wir Regen, Schnee und Kälte hinter uns und erreichten das frühlingshafte Aqaba.

Unsere Überraschung hätte größer nicht sein können. Aus dem Kern von Aqaba, das wir als Beduinennest in Erinnerung hatten, war ein prosperierendes Fremdenverkehrszentrum geworden, in seiner Sauberkeit, den blühenden Sträuchern (Hibiskus) und der Promenade Pörtschach am Wörthersee nicht unähnlich. Bei einem nachmittäglichen Bummel stellten wir fest, dass sich auch die Händler in den vergangenen 25 Jahren auf die Touristen eingestellt haben. Sie sind witzig, aber zurückhaltend.

Unübersehbar hat sich ein gewisser Wohlstand entwickelt, der dem Fremdenverkehr aber auch den Hafenaktivitäten in der Freihandelszone geschuldet ist.

Am Strand relativiert sich der pörtschach-ähnliche Eindruck: Aqaba ist zum Glück etwas punkiger als Pörtschach und vor Dreck fürchtet sich hier keiner.

An der Promenade treffen sich jetzt in der Nebensaison die Familien wie in europäischen Ferienorten auch. Allerdings rauchen die Mütter Wasserpfeife, die Kinder gehen mitsamt ihren Klamotten ins Wasser und die philippinischen oder indonesischen Hausmädchen stehen schüchtern neben den Tischen ihrer Arbeitgeber und reichen den kleinen Bälgern ihre Handtücher.

Nach Berichten in der internationalen Presse hat die philippinische Regierung gerade einen Visumstop für junge Frauen verfügt, die nach Jordanien gehen wollen. Die Zwischenfälle wegen schlechter Behandlung, nicht eingehaltener Absprachen und Schlimmerem hatten sich gehäuft.

Abgesehen von den Hausmädchen, die ihren Familien auch die Einkäufe und sonstige Lasten hinterhertragen, wirken alle sehr entspannt, fröhlich und aufgeschlossen. Sie mustern uns freundlich, weil jetzt im Winter bei 25 Grad die wenigen Touristen gar nicht nerven und genießen den Blick auf Eilat.

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