Samstag, 20. März 2010

Busfahrt Kairo – Basata (Nuweiba)

Kurz vor sechs Uhr morgens wirkt das neue Busterminal der Turgoman Station noch absurder. Wie in einem Science Fiction Film, hingebeamt aus einer anderen Zeit, in ein Setting, das eine solche Station (noch) nicht vorgesehen hat. Kurz: Die moderne Fassade passt überhaupt nicht in das sonstige Kairo. Von hier starten die meisten Überlandbusse.

Die Wächter am Eingang schauen gelangweilt, bestehen aber darauf, dass das Gepäck durch den Scanner geschoben wird und dass man selbst auch die Schranke durchquert. An sich ist dies mittlerweile ja selbstverständlich, aber zumindest in Kairo ist es ebenso selbstverständlich, dass das Fiepen, das bei jedem Menschen dann ertönt, ignoriert wird.
Nur der Schein bleibt gewahrt.

Das Erdgeschoss beherbergt Einkaufszentren, die Verkaufsschalter der Busgesellschaften und Restaurants. Es sind kaum Leute zu sehen. So viel Raum für so wenige Menschen gibt es sonst in ganz Kairo nirgends. Und das nicht nur zu dieser frühen Stunde. Einige Tage zuvor beim Ticketkauf um die Mittagszeit sah es ähnlich aus.
Im Untergeschoss gibt es zum Schein auch Nummern für die Boxen, aus denen die Busse starten sollen. Eine moderne Anzeigetafel zeigt in arabischen Schriftzeichen die Ziele an. Fünf Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit fährt ein Bus in die Box Nummer drei. Der Bus nach Nuweiba soll hier starten. 25 Wartende fassen ihre Gepäckstücke, werden aber von zwei Uniformierten beim Tor am Durchgehen gehindert. Das ist auch gut so – schließlich fährt der Bus nach Alexandria.

15 Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit regt sich etwas in Box Nummer sechs. Dort stand schon die ganze Zeit ein Bus, nun steigt der Fahrer aus und drängt. Schließlich will er schnellstmöglich seine Tour nach Nuweiba starten. Hektisch wird das Gepäck verladen und dann geht es los. Zwei Zwischenstopps soll es noch an Busstationen in Kairo geben. Die Strassen sind um diese Zeit noch relativ leer und der meiste Verkehr rollte ja in die Stadt und nicht hinaus.
Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis die Stadtgrenzen passiert sind.

Nach zwanzig Minuten Fahrt rummste es plötzlich. Die Seitenscheibe hinter mir hatte sich teilweise aus der Befestigung gelöst und sorgte für einen frischen Luftzug. Hamdullilah war sie nicht während der vollen Fahrt einem anderen Auto in die Windschutzscheibe gekracht. 



Und das passierte auch nicht auf der Weiterfahrt bis zur nächsten Busstation. Dort wurde in aller Ruhe der Schaden inspiziert und dann die Scheibe ganz aus dem Rahmen gehoben. Werkzeug war dafür keines notwendig.



Und während einige Fahrgäste seelenruhig im Bus weiterschliefen, ...




...wurde die Scheibe im Innenraum des Busses verwahrt. Mittlerweile war es ja hell und man konnte den Bus in seiner ganzen Pracht bewundern. Teile der Frontscheibe schienen mit Klebeband befestigt zu sein.



Aber dann ging die Fahrt weiter. Wohin und wie lange wusste niemand. Der Fahrer sprach kein Wort Englisch. Aber er informierte die ägyptischen Fahrgäste ebenfalls nicht, wie mir mein freundlicher Hintermann, der allerdings seit dem Vorfall den Platz aus Sicherheitsgründen geräumt hatte, mitteilte.
Schließlich landeten wir in einem Depot von East Delta Travel. Die Scheibe wurde aus dem Personenraum des Busses geholt und unter großer Anteilnahme der Fahrgäste begann man mit der Reparatur.











Einige Handgriffe noch und die Scheibe war für´s Erste wieder verankert. 



Aber jetzt begann der Ärger für den Fahrer erst richtig. 



Der Bus war nun wahrlich auch mit allen Scheiben in keinem guten Zustand. Der Geruch von verbranntem Gummi im Businneren ließ schon vor dem Zwischenfall mit dem Fenster Zweifel an der Fahrtüchtigkeit des Busses aufkommen. Und das schienen die Mitreisenden jetzt zu äußern.
Nachdem wir erfolgreich 1 ½ Stunden mit der kaputten  Scheibe zugebracht hatten, wurde nun ein Ersatzbus gefordert. Die Auswahl war groß, aber nicht vertrauenerweckend.



Dennoch starteten wir mit drei Stunden Verspätung zum zweiten Mal mit einem „neuen“ Bus und einem neuen Fahrer. Der Rest der Fahrt lief wie erwartet ab: laute Musik wurde von noch lauteren Gebetssuren abgelöst und das Gebläse versetzte uns nach Alaska. Um 14 Uhr erreichten wir Taba, gegen 15 Uhr kletterte ich in Basata (ca. 25 km vor Nuweiba) müde aber glücklich aus dem Bus. Der obligatorische Reifenplatzer war schließlich ausgeblieben.



PS Der Preis für die 500 km lange Busfahrt betrug 70 Pfund (ca. 9 Euro). 

PPS Gabi trat eine Woche später ebenfalls diese Reise an. Auch ihr Bus hatte über drei Stunden Verspätung. Sie musste den Bus mit allem Gepäck zweimal wechseln.

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