Donnerstag, 24. Januar 2008

Bückware in Syrien

Auf der Suche nach einer interessanten, in Ansätzen kritischen Monatszeitung namens Syria Today (www.syria-today.com), die wir schon auf unsrer letzten Reise kennengelernt hatten, erfuhren wir auch wie sich ein gestresster Staat, der jede Kritik fürchten muss, zur Wehr setzt.

Das Blatt, das wir das letzte Mal zum aufgedruckten Preis nach vielen Nachfragen an vielen Kiosken in Damaskus schließlich als Bückware von einem wegen seines Alters wahrscheinlich nicht mehr einschüchterbaren Damaszener erwerben konnten, ließ sich diesmal in Aleppo leicht finden, sollte aber mehr als das Doppelte des aufgedruckten Preises kosten.

Nach unserer Nachfrage zeigte uns der junge Verkäufer eine Liste, nach der sich der Preis wirklich auf 300 syrische Pfund belief.

Zur Einschätzung kann die „Schawarma-Torten-Währung“ herangezogen werden. Ein geröstetes Fladenbrot mit Hühnerfleisch, frischem Salat, Petersilie und Sesamsoße kostet zwischen 30 und 40 Pfund.

Die Tortenstücke, die man hier in spezialisierten Bäckereien erwerben kann, sind ebenfalls sehr köstlich und übertreffen oft wegen der frischen Früchte die Produkte der süssigkeitvernarrten Österreicher. Ein solches Stück kostet zwischen 20 und 30 Pfund.

Wie soll sich ein syrischer Student dieses Blatt zum Preis von 300 Pfund wohl kaufen?

Kurz und gut, die Dezemberausgabe haben wir sofort erworben, die Januarausgabe war eben am 10.1. noch nicht ausgeliefert, die Kontrolle des Inhalts braucht Zeit.

Allerdings ist es uns auch in Damaskus trotz vieler Nachfragen bisher nicht gelungen, das neue Heft zu kaufen. Wir bleiben dran...

In der Dezember Ausgabe fanden wir neben vielen interessanten Beiträgen auch einen Bericht über ein Förderprogramm für junge arabische Journalisten.

Mit Geldern des dänischen Parlaments wurde 2005 eine NGO mit dem Namen ARIJ (Arab Reporters for Investigative Journalism) gegründet. Zur Zeit arbeitet ARIJ mit 25 Journalisten, 18 sind Syrer, zwei stammen aus dem Libanon und fünf sind Jordanier.

Sie erhalten Unterstützung in erster Linie in Form von Workshops und One-to-One Coaching von erfahrenen Journalisten, aber auch Geldmittel für längere Recherchen, Hilfe bei der Veröffentlichung und die Unterstützung von Rechtsanwälten werden angeboten.

Die zuletzt geförderten Themen waren z.B. Gesundheitsschäden, die in Zusammenhang mit der Umweltverschmutzung stehen und Kindesmissbrauch. Beide Problemfelder kommen in den staatlichen Zeitungen nicht vor.

Nun ist bereits der 24.01. und es ist es uns immer noch nicht gelungen, die neue Ausgabe vom Januar zu erwerben. Wir haben inzwischen das Novemberheft gekauft (ja, es gibt noch genügend Exemplare!) und begeben uns jetzt auf die Suche nach der Ausgabe von Oktober.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wie sieht es mit deutsch oder englischsprachigen zeitungen aus? habt ihr mitbekommen was gerade zwischen gazastreifen und ägyptischer grenze abgeht? hunderttausende palästinenser passieren die grenze und decken sich mit lebensmitteln ein! sinai vielleicht nicht so beschaulich ruhig wie gewohnt.weiterhin schöne zeit. LGM

bedouin hat gesagt…

An Kiosken gibt es keine deutschsprachigen Zeitungen. Laut Reiseführern soll es die SZ in allen Luxushotels geben. Waren einmal im Cham Palace (siehe "Access denied"). Dort gab es italienische, englische, französische und amerikanische Tageszeitungen - keine deutschen. An Kiosken erhält man Times und Newsweek mit Verspätung für 200 Pfund.

Gazastreifen ist im lokalen Fernsehen und auf BBC ein großes Thema. Erwarten keine Auswirkunen für die Westküste des Sinai, sind aber schon gespannt auf die Reise nach Kairo (Sueztunnel).