Mittwoch, 23. Januar 2008

Sicherheitsgurt – nein Danke!

Ein Zug als Transportmittel bietet viele Vorteile. Der Mensch hat Zeit, sich seinem Reiseziel auch geistig anzunähern. Leider hat der Taurusexpress zwischen Istanbul und Aleppo bzw. Bagdad seine ehemals große Bedeutung verloren. Es bleibt abzuwarten, ob mit einer neuen EU-Außengrenze wieder in diese Strecke investiert wird.

In Aleppo besorgten wir uns Tickets für die gut ausgebaute Hauptstadtverbindung nach Damaskus. Trotz der frühen Abfahrtszeit um fünf Uhr war der überaus gepflegte Zug fast ausverkauft und die Zugbegleitung hilfreich. Pünktlich erreichten wir Damaskus.

Der Bahnhof Al Kadam ist ein sehr kleiner Vorortbahnhof. Der ehemals prächtige Hauptbahnhof Hedjaz im Zentrum von Damaskus wird umgebaut. Der Status ist seit mindestens zwei Jahren unverändert.

Aber das Modell, das im Hauptgebäude ausgestellt ist, zeigt, dass auf diesem Areal Wohnungen und Geschäfte geplant sind. Ob Züge je wieder hier einfahren – inshallah.

Busse und Sammeltaxis sind genauso wie in der Türkei ein äußerst wichtiges Transportmittel. Auch Taxis spielen in Syrien eine große Rolle. Sie sind leicht auszumachen und man könnte den Eindruck bekommen, dass sowohl in Aleppo als auch in Damaskus oft mehr Taxis als private PKWs unterwegs sind.

Frauen am Steuer gibt es schon, sie stellen aber zum Unterschied zu Istanbul und Kairo die absolute Ausnahme dar. Interessant ist, wie viele Luxusautos (BMWs, Mercedes und SUVs) auf den Strassen zu sehen sind.

Auffällig ist, dass nicht nur die Busse oder Sammeltaxis sehr voll sind, auch die privaten PKWs haben anders wie in Deutschland fast immer mehrere Passagiere. Die Prüfung der Verkehrseffizienz in punkto Fahrzeugauslastung würden die Syrer gegenüber den Berlinern mit Leichtigkeit bestehen.

Mitfahrzentralen dürften es in Syrien zum jetzigen Zeitpunkt schwer haben, weil wahrscheinlich nicht genügend Plätze angeboten werden könnten.

Entgegen dem Klischee fühlen wir uns als Fußgänger nicht überfordert. Die Herausforderung ist, sich in den rollenden Verkehr mit Chuzpe und Geschmeidigkeit einzufädeln.

Ampeln sind in Aleppo und Damaskus im Gegensatz zu Kairo nicht nur Requisiten. Die Autofahrer beachten sie sogar.
Möchte man einmal an einer vielbefahrenen Stelle ohne verbindliche Ampelregelung die Strasse überqueren, verbündet man sich einfach spontan mit anderen Passanten und nötigt die Autofahrer ein klitzekleines bisschen gemeinsam.

Mühsam sind eher die überraschend unterschiedlichen Bordsteinkanten und unerwarteten Löcher, die sich auf Gehwegen und Strassen auftun. Dies wird wohl mit ein Grund sein, dass Kinderwägen gar nicht zum Einsatz kommen. Die Babys werden alle getragen.

Der Nachwuchs dürfte in den Armen der Eltern wohl ziemlich sicher sein. Um die Sicherheit der Menschen in den Fahrzeugen ist es nicht so gut bestellt. Sicherheitsgurte werden irgendwie für eine nutzlose, sinnfreie Anmaßung gehalten. Es gibt sie zwar, die meisten Fahrer aber winken müde ab, wenn man sich mit ihnen abmüht. Tissueboxen, bequeme Armstützen und der Koran blockieren die Mittelauflage. Allah wird`s schon richten.

1 Kommentar:

Kongo-Otto hat gesagt…

Hallo Klaus, hallo Gabi: Respekt! Erst heute bekam ich den Hinweis auf euren Blog und alle Achtung! Sind das Fotos von euch oder Postkarten? Ich vermute ersteres, man könnte aber echt meinen, zweiteres.
Werde mir nach und nach alle Einträge durchlesen. Viele Grüße, eine schöne und interessante Zeit noch!