Donnerstag, 17. Januar 2008

Drei Stockwerke voller Liebespaare

Charlottenburg adé – hallo Istanbul. Unseren vertrauten Bezirk in Berlin mit seinen in Ehren ergrauten Künstlern, Journalisten, Lehrern… - zum Glück ein wenig belebt von deutschtürkischen Einwanderern in der zweiten Generation, die das Wagnis des Kinderkriegens noch vor Ihrem 40. Geburtstag eingegangen sind - tauschen wir ein gegen Teshvikiye, den Bezirk in Istanbul, in dem unsere Freundin Aydan ihren Lebensmittelpunkt hat.

Junge Menschen, sie dominieren das Straßenleben und sind einfach überall. Diese Stadt ist wirklich jung und gibt viele Rätsel auf.

Wie schaffen es die Istanbuler mit den Verhältnissen in dieser Stadt Schritt zu halten? Das Preisniveau eines Warenkorbs bestehend aus Grundnahrungsmitteln entspricht ziemlich genau unserem deutschen. Wie viele Jobs müssen die Istanbuler ausüben, um diesen Bedingungen gerecht zu werden? Wir wissen es nicht, aber die müden Gesichter, die man auch in den Straßen sehen kann, erzählen eine eigene Geschichte.

Das Tempo der Stadt ist groß, keine Zeit für Müßiggang, eine Großstadt, aber eben auch boomtown, Veränderungen in einer Geschwindigkeit, die die Einwohner verkraften müssen. Andrerseits – wenn es stimmt, dass die Türken mehrheitlich für die Mitgliedschaft in der EU sind und sich viel davon versprechen, dann ist Istanbul schon jetzt eine europäische Stadt, zumindest den Einzelhandel betreffend. Es gibt viele Einkaufszentren, die genau so auch in Budapest, Wien oder Belgrad zu finden sind.

Was einem gelernten Berliner sofort auffällt ist wie chic viele Istanbuler gekleidet sind. Nichts von der bei uns verbreiteten laisser faire Mentalität, die Istanbuler haben Freude an der Mode, das ist sogar im Winter zu sehen bei Schneetreiben und Kälte.

Auf der anderen Seite des Bosporus auf der asiatischen Seite in Kadiköy, wo es fünf Minuten von der Bootsanlegestelle entfernt einen wunderbaren Lebensmittelmarkt zu besichtigen gilt, findet man viele lässig gestylte junge Leute.


Sie bevölkern die Cafés, kleine niedrige Räume und enge Treppen aus gediegenenen Materialien bis in den dritten Stock. Die jungen Männer tragen hier die Haare länger, die Gespräche unter Freunden dauern länger und die Besucher halten sich auch bei nur einem Glas Tee sehr lange bei Spielen auf. Wir meinen, ein wenig Hippy-Flair zu spüren, auf alle Fälle herrscht ein liberaler Geist und ein echtes Interesse für uns wesentlich Ältere. Wir sind in der Minderheit.

Der stärkste Eindruck aber ist, dass diese Kaffeehäuser voll sind von Liebespaaren, die diskret aber unübersehbar flirten, dass es eine Wonne ist.

Blitzende Augen, zusammengerückte Gesichter, vertraute leise Gespräche. Klar doch – eine Menge junger Leute ergibt eine Menge Liebespaare, schön, wenn man sie auch sehen kann.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist ja wirklich schon sehr westlich und aufgeschlossen mit den Liebespaaren, nicht alle moslems dürfen ihre "erotischen" gefühle zeigen wie man weiß, LGM