Montag, 21. Januar 2008

Goldhändler im Suk

Wir entschlossen uns angesichts vieler vergangener Jahre unsere Eheringe zu erneuern, die alten waren durchgescheuert. Wir wollten bei einem der ungezählten Goldhändler im Suk inmitten all dieser glitzernden Pracht trotz fehlender Sprachkenntnisse zwei Ringe erwerben.

Wir fanden einen Händler, wir fanden zwei Ringe, aber das Beste war die Szene, die wir während dieses Kaufes miterlebten.

Eine muslimische Familie, die Mutter, zwei teenage Töchter, erstgeborener Sohn und Schwiegertochter mit Baby dazu die Großmutter, bestimmt über 80.

Der Schmuckhändler legt in rascher Folge allerlei Schmuckstücke auf den Verkaufstresen, die Mutter mustert die Ware. Es geht nicht so sehr um Design, es geht um Gewicht und um Sicherheit. Der Händler betont bei jeder Kette und bei jedem Armband die Sicherheit des Verschlusses und der Verbindung der einzelnen Glieder.

Schön langsam dämmert uns: hier geht es um Gold als Wertanlage, als Inflationsbekämpfungsmittel, als Kiloware!

Als die Familie bemerkt, dass uns das alles interessiert, entblößt die Großmutter zuerst ihr linkes Handgelenk und dann ihr rechtes, unzählige Goldarmbänder sind zu sehen. Eine unmerkliche Bewegung und an ihrem Hals kommen zwei lange, schwere Goldketten zum Vorschein. Die zarte Dame trägt Gold mit sich herum, dessen Gewicht sie eigentlich zum Schwitzen bringen müsste. Genauso schnell wie die Schätze aufgeblitzt sind, verschwinden sie auch wieder unter ihrem schwarzen Mantel.

Harmlos lächelnd widmet sie sich wieder ihrer Gebetskette.

Interessant vielleicht auch, dass im Jahre 2007 die ersten beiden muslimischen Banken in Syrien eröffnet wurden (nach einer Empfehlung von Ernst & Young).

Und der Händler strahlt und sagt, soviel Geld, die Geschmeide dieser Dame einzutauschen, hätte er nicht.

Seither rätseln wir, wer von den Schwarzgewandeten wohl darunter wie die Bank von England bestückt ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist ja eine sehr schöne geschichte von den ringen und ketten